10.02.2015

Kritik an Vergabepraxis

Die Frankfurter Wohnungsbau-Genossenschaften fordern mehr Unterstützung der Stadt ein.

Die Kooperation der Frankfurter Wohnungsbau-Genossenschaften fühlt sich von der Stadt nicht genügend unterstützt. Zusammen seien die Genossenschaften in der Lage, innerhalb von sechs Jahren 200 bis 250 bezahlbare Wohnungen zu bauen, sagt Ulrich Tokarksi, Sprecher der Kooperation und Vorstandsvorsitzender des Volks-, Bau- und Sparvereins. Weil sie ohne Rendite-Interesse arbeiteten, könnten sie Wohnungen für Mieten von zehn Euro pro Quadratmeter errichten. Das Genossenschaftsmodell biete den Mietern zudem größtmögliche Sicherheit.

Doch schon bei der Vergabe der Bauplätze für gemeinschaftliches und genossenschaftliches Wohnen für den Bockenheimer Kulturcampus sei man nicht zum Zuge gekommen, sagt Tokarski im Gespräch mit der FR. „Wir sind ganz schnell durchgefallen mit dem Hinweis: Ihr seid keine Wohngruppe.“ Sechs Projekte für gemeinschaftliches Wohnen hätten den Zuschlag bekommen.

Ähnliches droht den Genossenschaften nach Ansicht von Tokarski beim jüngst vorgestellten Vorhaben der halb städtischen Entwicklungsgesellschaft KEG. Diese soll mit Mitteln aus einem Liegenschaftsfonds schwer vermarktbare Grundstücke und heruntergekommene Gebäude aufkaufen, baureif machen oder instandsetzen und dann ohne Renditeziel an gemeinschaftliche oder genossenschaftliche Wohnprojekte vergeben.

„Ich finde das eine sehr gute Sache, aber ich befürchte, dass es wie beim Kulturcampus läuft“, sagt Tokarski. Auch bei diesem Projekt liege der Fokus wohl auf kleinen gemeinschaftlichen Projekten. Dabei gebe es nicht nur einen Stadtverordnetenbeschluss zur Förderung genossenschaftlichen Wohnens. Beim Zusammenschluss der sieben Genossenschaften zu einer Kooperation hätten Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) und Bürgermeister Olaf Cunitz (Grüne) diesen Unterstützung versprochen.

Bauen wollen die Genossenschaften auch, falls sie bei der KEG keine Grundstücke erhalten. So schaffe etwa der Volks-, Bau- und Sparverein bis Ende kommenden Jahres zwölf neue Wohnungen im Stadtteil Ginnheim. Alleine mit Nachverdichtung sei es aber nicht möglich, im angestrebten Umfang neu zu bauen, sagt Tokarski. Und die Marktpreise für Grund und Boden seien viel zu hoch, um bezahlbaren Wohnraum zu schaffen.

Allerdings ist es möglich, dass die Genossenschaften doch noch auf dem Kulturcampus tätig werden. Gleich drei Wohnprojekte hätten sich mit Bitte um Unterstützung an sie gewandt, sagt Tokarski. Er kann sich vorstellen, dass eine der Genossenschaften ein Grundstück erwirbt und auf eigene Rechnung Wohnungen errichtet, die die Gruppe dann mietet. Bedingung sei allerdings, dass auch Mitglieder der Genossenschaft zum Zuge kämen.

Im Planungsdezernat verhehlt man nicht, dass sich das KEG-Vorhaben eher an kleine Wohnprojekte richtet. Diese stünden derzeit stärker im Fokus, weil es einen Nachholbedarf bei solchen Wohnformen gebe, sagt Cunitz- Sprecher Mark Gellert. Für die großen Genossenschaften seien die von der KEG angebotenen Grundstücke zudem wohl zu klein.

Eine Vorfestlegung auf gemeinschaftliche Wohnprojekte habe es bei der Vergabe der Kulturcampus-Grundstücke nicht gegeben, sagt ABG-Chef Frank Junker. Das von Tokarski vorgestellte Konzept habe das Preisgericht inhaltlich nicht überzeugt.

Quelle: Frankfurter Rundschau, 9.2.2015, Autor: Christoph Manus
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