Ulrich Tokarski, Sprecher der Kooperation Frankfurt zum 10-jährigen Jubiläum der Kooperation
Herr Tokarski, die Kooperation der Frankfurter Wohnungsbau-Genossenschaften feiert 10-jähriges Jubiläum. Lassen Sie uns kurz zurück blicken: Warum wurde die Kooperation 2014 gegründet?
Der Auslöser war ein gemeinsames Widerspruchsverfahren von sieben Wohnungsbaugenossenschaften gegen die Erhöhung der Müllgebühren in Frankfurt. Bei dieser Gelegenheit wurde uns klar, dass wir als Genossenschaften gemeinsam mehr erreichen können als jede Genossenschaft einzeln, zumal viele Probleme alle Genossenschaften gleichermaßen betrafen und auch weiterhin betreffen. Immerhin vertritt die Kooperation aktuell mit zehn Genossenschaften über 12.300 Wohnungen und 19.300 Mitglieder.
Welche konkreten Ziele verfolgt die Kooperation seit ihrer Gründung?
In erster Linie ist hier das gemeinsame Bemühen um bezahlbare Grundstücke in privatem oder städtischem Besitz zu nennen. Denn um sicheres Wohnen zu fairen Mieten (die Durchschnittsmiete in den Wohnungen der Kooperation liegt bei 6,98 €) zu gewährleisten und damit einen wertvollen Beitrag für eine funktionierende Stadtgesellschaft zu leisten, sind bezahlbare Grundstücke von immenser Bedeutung.
Aber auch die Schaffung von Synergien zwischen den Mitgliedern der Kooperation, der gemeinsame Auftritt z.B. auf Messen und Veranstaltungen sowie Informations- und Weiterbildungsveranstaltungen sind Bestandteil der Kooperationsziele.
Durch eine professionelle Öffentlichkeitsarbeit konnten wir den Stadtverordnetenbeschluss, nach dem 15 Prozent der Flächen in Neubaugebieten an gemeinschaftliche und genossenschaftliche Projekte zu vergeben sind, deutlich bekannter machen und hier unsere Ansprüche einfordern.
Wann haben Sie festgestellt, dass diese Initiative Wirkung zeigt?
Hier ist sicherlich der Besuch des damals neu ernannten Planungsdezernenten und jetzigen Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt, Mike Josef, zu nennen. Sein erster offizieller Besuch in der Funktion als Planungsdezernent war bei der Kooperation. Er informierte sich intensiv zu allen Themen rund um das genossenschaftliche Wohnen. Diese Aufmerksamkeit gab es vorher nicht in dieser Form.
Was würden Sie als Highlight der gemeinsamen Arbeit in der Kooperation nennen wollen?
Das war sicher die gemeinsame Bewerbung von vier Mitgliedern der Kooperation Frankfurt für das Konzeptverfahren für das Neubaugebiet am Hilgenfeld. In einer vorbildlichen Zusammenarbeit konnten wir ein innovatives und umfassendes genossenschaftliches Konzept erarbeiten, welches dann auch den Zuschlag erhalten hat. Dieses Projekt hat gezeigt, was die Genossenschaften gemeinsam zu leisten imstande sind.
Bedauerlicherweise haben sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zwischenzeitlich
derart verändert, dass wir von der Umsetzung Abstand nehmen mussten.
Was sind die Ziele für die Zukunft?
Gerne würden wir zu gegebener Zeit ein umfangreiches und wichtiges gemeinsames Neubauprojekt angehen. Dieses Ziel werden wir weiter im Fokus behalten.
Aber die große Herausforderung für die Genossenschaften ist aktuell vor allem die zukünftige energetische Strategie zur Umsetzung der Klimaziele. Hier können wir aber auch Synergien schaffen und die gemeinsame Arbeit an praktikablen Lösungen und effizienten Finanzierungsstrategien wird die Partner in der Kooperation noch enger zusammenschweißen.
Herr Tokarski, wir danken für dieses Gespräch.